Martinsried, Deutschland, 01.04.2021
Seit heute steht Avatrombopag (Doptelet®) für die Zweitlinientherapie der primären chronischen Immunthrombozytopenie (ITP) von erwachsenen Patienten zur Verfügung. Damit erweitern sich die Therapieoptionen bei der herausfordernden ITP- Behandlung maßgeblich, denn der neue Thrombopoetin-Rezeptor-Agonist (TPO-RA) ist einfach oral anwendbar, wirksam und gut verträglich. Mit der Markteinführung von Doptelet® in Deutschland steht dieses Präparat ebenfalls zur Blutungsprophylaxe bei erwachsenen Patienten mit chronischer Lebererkrankung (CLD) vor einem invasiven Eingriff bereit.
Avatrombopag ist in der EU für zwei Indikationen zugelassen: Seit Juni 2019 zur Behandlung einer schweren Thrombozytopenie bei erwachsenen CLD-Patienten, bei denen ein invasiver Eingriff geplant ist, und seit Januar 2021 zusätzlich zur Behandlung von primärer chronischer Immunthrombozytopenie (ITP) bei erwachsenen Patienten, die auf andere Therapien (z. B. Kortikosteroide oder Immunglobuline) nicht ansprechen.1,2 „Es gibt einen hohen ungedeckten medizinischen Bedarf in der Behandlung der ITP“, erläutert Dr. rer. nat. Felix Schröder, Medical Director DACH bei Sobi. „Daher freuen wir uns sehr, dass wir nun auch Ärzten in Deutschland mit Doptelet® eine einfach anzuwendende, effektive und zudem gut verträgliche Therapieoption ohne lebensmittelbedingte Einschränkungen zur Verfügung stellen können”, so Schröder. Die orale Tabletteneinnahme erfolgt nur einmal täglich und es treten keine Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln auf.
Die Zulassung zur Behandlung der primären chronischen ITP beruht auf den Ergebnissen einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Phase-III-Studie bei erwachsenen ITP-Pa- tienten (n = 49). Der primäre Endpunkt war als mediane kumulative Anzahl der Wochen mit einer Plättchenzahl ≥ 50.000/μl im Verlauf der Behandlung ohne erforderliche blutungsbedingte Notfalltherapie definiert. Hier führte Avatrombopag mit 12,4 Wochen zu einer signifikanten Zunahme (p < 0,0001) der Ansprechdauer im Vergleich zu Placebo mit 0,0 Wochen. Die Wirkung trat sehr schnell ein:
66 % der mit Avatrombopag behandelten Patienten wies an Tag 8 Thrombozytenwerte von ≥ 50.000/μl im Vergleich zur Placebo-Gruppe auf (0 %; p < 0,0001). Unter Avatrombopag wurde ein stabiles Ansprechen bei 34 % der Patienten erzielt (0 % unter Placebo; p = 0,009). Dies war als Plättchenzahl von ≥ 50.000/μl über mindestens 6 Wochen während der letzten 8 Wochen der Behandlung festgelegt.3,4
In den klinischen Studien war Avatrombopag allgemein gut verträglich.4,5 Eine gepoolte Analyse von Daten aus Phase-II- und Phase-III-Studien (n = 128) ergab nach Berücksichtigung der Expositionsdauer eine zwischen Avatrombopag und Placebo vergleichbare Inzidenz therapiebedingter unerwünschter Ereignisse (UE), einschließlich UE vom Schweregrad 3 oder 4.6 Zudem wurde keine klinisch signifikante Hepatotoxizität beobachtet.7
Avatrombopag ist ein wirksamer TPO-RA der zweiten Generation, der oral eingenommen wird und keine lebensmittelbedingten Einschränkungen aufweist. Hierbei handelt es sich Thrombozyten-Wachstumsfaktoren, die die Wirkung von endogenem Thrombopoetin (TPO) nachahmen. Dadurch können sie die Plättchenproduktion steigern bzw. einer verminderten Thrombozytenproduktion entgegenwirken.8 Avatrombopag hat einen additiven Effekt zu endogenem TPO, da es aufgrund einer anderen Bindungsstelle nicht mit diesem konkurriert. In klinischen Studien führte Avatrombopag dosis- und expositionsabhängig bereits nach kurzer Zeit zu einem messbaren Anstieg der Thrombozytenzahlen. Ein Wirkungseintritt wurde innerhalb von 3 bis 5 Tagen beobachtet. Maximale Thrombozytenzahlen wurden nach 10 bis 13 Tagen erreicht.3,9
Die ITP (auch Morbus Werlhof genannt) ist eine seltene, potenziell lebensbedrohliche Autoimmunerkrankung. Sie ist gekennzeichnet durch eine isolierte Thrombozytopenie (< 100.000/μl) mit erhöhtem Blutungsrisiko. Etwa 80 % der ITP-Erkrankungen sind primär, d.h. ohne erkennbare auslösende Ursache. Pathophysiologisch liegt eine Autoantikörperbildung gegen körpereigene Thrombozyten und Megakaryozyten zugrunde. Dies führt zu einem vermehrten Thrombozytenabbau und einer gestörten Thrombozytopoese. Die Erkrankung gilt als chronisch, wenn die Symptomatik mehr als 12 Monate nach Diagnosestellung anhält.10
Die ITP ist mit einer hohen Krankheitslast und einer deutlich verminderten Lebensqualität verbunden.10 Zur leitliniengerechten First-line-Therapie bei Erwachsenen mit ITP werden systemische Glukokortikoide eingesetzt, im Notfall i. v. Immunglobuline. Zu den Behandlungsoptionen der zweiten und dritten Linie gehören u .a. TPO-RA, Immunsuppressiva sowie die Splenektomie.10 Eine Zweitlinientherapie ist in vielen Fällen erforderlich, da es nach Glukokortikoid-Therapie sehr häufig zu einem Rezidiv und einer Progression in die chronische Phase kommt.7 Durch die Einführung der TPO-RA der ersten Generation hat sich in den vergangenen Jahren bereits eine Verbesserung für die Patienten ergeben. Dennoch besteht ein ungedeckter medizinischer Bedarf, da die bisherigen Therapieoptionen zum Teil mit gravierenden Nachteilen und Risiken für Nebenwirkungen behaftet sind oder die Patienten unzureichend ansprechen.4,10
Patienten mit einer chronischen Lebererkrankung (CLD) leiden häufig unter Thrombozytopenie. Wird die Thrombozytopenie nicht effektiv behandelt, können schwere, unkontrollierte Blutungen auftreten, was zu längeren Krankenhausaufenthalten bis hin zu lebensbedrohlichen Situationen führen kann. Thrombozytenkonzentrate waren lange die einzige Möglichkeit, die Thrombozytenzahl kurzfristig anzuheben und so das Blutungsrisiko zu senken.
In den beiden Zulassungsstudien ADAPT-1 und -2 mit insgesamt 435 Patienten hat die Gabe von Avatrombopag den Einsatz von Thrombozytentransfusionen und Notfallinterventionen signifikant reduziert. Die relative Risikoreduktion betrug hierfür 81 % bei Patienten mit einer Thrombozytenzahl von 40 - < 50 × 109/l und 54 % bei Patienten mit einer Thrombozytenzahl < 40 × 109/l. Daraus errechnete sich eine „Number Needed to Treat“ von 2 bzw. 3 Patienten.11 Mit Doptelet® steht die erste und einzige planbare Therapieoption in Deutschland für erwachsene CLD-Patienten mit schwerer Thrombozytopenie vor einem invasiven Eingriff zur Verfügung.
Über SobiTM
SobiTM, ein internationales Pharmaunternehmen und Spezialist für seltene Erkrankungen, hat sich auf Therapien spezialisiert, die das Leben von Patienten mit seltenen Erkrankungen langfristig ver- ändert. Sobi bietet nachhaltigen Zugang zu innovativen Therapien in den Bereichen Hämatologie, Immunologie und Specialty Care. Heute beschäftigt Sobi rund 1.500 Menschen in Europa, Nord- amerika, dem Nahen Osten und Asien. Im Jahre 2020 belief sich der Umsatz von Sobi auf 15,3 Milliarden SEK (1,8 Milliarden US Dollar).
Weitere Informationen finden Sie auf unseren Webseiten www.sobi-deutschland.de oder www.sobi.com.
Kontakt (Medizinische Anfragen)
Swedish Orphan Biovitrum GmbH
Dr. rer. nat. Felix Schröder
Medical Director DACH
Fraunhoferstr. 9a
82152 Martinsried
Tel.: +49 89 550 66 76-0
E-Mail: [email protected]
Literatur
2 https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/doptelet-epar-product- information_de.pdf
3 Doptelet® US Prescribing Information
4 Jurczak W et al. Br J Haematol 2018; 183: 479–90
5 Bussel JB et al. Blood 2014; 123: 3887–3894
6 Birhiray R et al. Pooled safety analysis of Avatrombopag (AVA) from clinical trials. European Hematology Association (EHA) 2020: Poster 1646
7 Bussel JB et al. International Society on Thrombosis and Haemostasis (ISTH) 2019, Melbourne, Australien, Poster PB0418
8 Al-Samkari J, Kuter DJ. Ther Adv Hematol 2019; 10: 1–13
9 Doptelet® Fachinformation
10 Matzdorff A et al. Onkopedia Leitlinie Immunthrombozytopenie (ITP). Stand: März 2021. Online verfügbar unter: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/immunthrombozytopenie- itp/@@view/html/index.html (letzter Zugriff am 18. März 2021)
11 Terrault N et al. Gastroenterology 2018; 155: 705–718